Eng! Das ist es, was mir als erstes durch den Kopf geht. Gerade sind Sarodin, Aliza, ihre Freundin und ich in unserem winzigen Hotelzimmer aufgewacht. Selbst für zwei Leute ist in dem engen Gang zwischen den vier Betten und der Zimmerwand kaum Platz. Aliza bestimmt mit ihrem Kompass die Gebetsrichtung nach Mekkah und muss feststellen, dass sie das Gebet auf Grund des Platzmangels im Sitzen auf ihrem Bett verrichten muss.
Vor dem Zimmer am Ende des schmuddeligen, dunklen Gangs öffnet sich knirschend die Fahrstuhltür. Unten angekommen gehen wir auf die Straße und befinden uns direkt auf der Hauptstraße von Kowloon in Hongkong. Zwischen den riesigen Hochhäusern um uns herum fühle ich mich ganz klein. Zügig gehen die Passanten an uns vorbei. Es herrscht eine geschäftige Stimmung. Gegenüber ein beschaulich wirkender chinesischer Tempel. Aber einer der weltberühmten Doppeldeckerbusse fährt gerade vor und verdeckt mir die Sicht. Wir gehen durch Häuserschluchten die Straße entlang. Die Fassade eines Eckhauses ist von Hunderten von Klimaanlagen völlig bedeckt und erscheint recht exotisch. Unten in der U-Bahnstation staune ich. Diese ist allein so lang wie die durchschnittliche Entfernung zwischen drei aufeinander folgenden Bushaltestellen in Trier. Trotz der Menschenmassen ist es still. Jeder scheint mit sich beschäftigt zu sein: Einige lesen Zeitung, andere amüsieren sich mit Handy- und Gameboyspielen, wieder andere haben Kopfhörer auf.
Wieder oberirdisch bahnen wir uns den Weg vorbei an den Doppeldecker-Straßenbahnen und zwischen den Bürotürmen hindurch und über die längste Rolltreppe der Welt hinauf zur Haltestelle der Bergbahn, denn wir möchten Hong Kong von oben sehen. Tatsächlich hat man von der Aussichtsplattform auf dem Peak einen atemberaubenden Blick auf die Metropole und seinen riesigen Hafen. In Hongkong stehen mehr Wolkenkratzer als in New York, Chicago und Los Angeles zusammen!
Wir nehmen danach einen Linienbus hinunter zu Hongkongs Einkaufsdistrikt Wan Chai. Menschenströme pulsieren durch die Straßen. Geschäfte von Dolce Gabbana, Gucci, Hugo Boss und Prada reihen sich neben einander. Wir gehen durch einen monströsen Konsumtempel und sind geschockt von den Preisen. In einer etwas ruhigeren Nebenstraße finden wir schließlich eine Moschee und ein Halal-Restaurant.
Die weltberühmte Nathan Road in Kowloon ist in rotes, orangefarbenes und pinkfarbenes Licht getaucht. Eine Werbetafel ist ausgefallener beleuchtet als die andere. Wir besuchen einen Nachtmarkt. Hier wird alles von Batterien bis zu Handtaschen-Plagiaten und Koffern feilgeboten.
Am Ende des Tages holen wir in unserem Hotel die Pässe mit den Visa für China ab. Morgen werde ich zum ersten Mal chinesisches Festland betreten und am Ende der Reise wollen wir uns die Casino-Hochburg und ehemalige portugiesische Kolonie Macau anschauen.
China - Reich der Mitte
Mittwoch, 11. Juli 2007