Auf einem kleinen, klappernden Fahrrad radele ich eine schmale, staubige Landstraße entlang. Ein Überlandbus überholt mich und bläst mir dunkelschwarze Abgase ins Gesicht. Links und rechts von der Straße erstrecken sich weitflächige Reisfelder in allen Grüntönen. In einer kleinen Siedlung kommt mir eine Gruppe von Schülern entgegen und alle starren mich an. Ich wünsche ihnen auf Javanisch Guten Morgen und augenblicklich geht deren Stimmung von Erstaunen in kollektive Freude über. Springend und lachend winken sie mir hinterher.
Bauern arbeiten in einem Reisfeld direkt am Straßenrand. Ich halte an und steige ab. Auf dem schmalen Grasstreifen neben der Straße sind Plastikplanen zum Trocknen von Reiskörnern ausgebreitet. Ein Mann steht im Feld daneben, bis zum Knie im grauen Schlamm, und schneidet mit seiner Sichel die saftig grünen Reispflanzen ab. Ein anderer pflügt im angrenzenden Feld den Boden um. Ein weiterer Mann schlägt abgeschnittene Reisbüschel immer wieder auf einen Holzblock. So drischt man hier. Ich frage ihn, ob ich es auch mal probieren dürfe. Er nickt kurz und lacht. Zunächst fliegen die meisten Reiskörner nicht wie vorgesehen nach vorne auf die Plastikplane, sondern auf meinen Rücken. Aber nach einer Weile habe ich den Dreh raus. In diesem Moment kommen Sarodin und sein alter Studienfreund vorbei, um mich abzuholen.
Gestern haben Aliza, Sarodin und ich unseren fünftägigen Indonesienausflug in Zentraljava angetreten. Nachdem wir gestern schon die hinduistische Tempelanlage Prambanan besichtigt haben, schauen wir uns nun den Borobudur an. Die buddhistische Tempelanlage wurde vor mehr als 1300 Jahren errichtet und ist immer noch eine der größten weltweit. Nach einem Vulkanausbruch lag die Stupa tausend Jahre unter einer dicken Schicht aus Asche. Die Vegetation hatte der Bausubstanz bereits deutlich zugesetzt, als die Anlage das Interesse der Weltbevölkerung erweckte. Und so trug man mit Hilfe von UNESCO-Geldern den pyramidenförmigen Tempel ab, säuberte jeden Stein einzeln und setzte den Tempel wieder zusammen.
Nun kann ich die rekonstruierte Anlage in all ihrer Pracht bestaunen. Auf den Mauern aus schwarzem Vulkanstein wird auf großformatigen Steinbildern die Geschichte Buddhas erzählt. An der Spitze befinden sich 72 ausgehöhlte Stupas, in denen kleine Buddhafiguren sitzen. Eine Legende besagt, dass demjenigen, der einer Buddhastatue an die Genitalien fassen kann, ein Wunsch in Erfüllung geht. Ob sich diese Legende wohl Buddha ausgedacht hat? Der Ausblick auf die Ebene und die im Hintergrund aufragenden Vulkanketten ist phantastisch.
Auf der spärlich beleuchteten Hauptstraße von Yogyakarta reihen sich kleine Esslokale dicht nebeneinander. Im schwachen Licht der Neoröhren lassen wir uns nieder und bestellen die Spezialität: Gebratener und Gegrillter Vogel. Das Essen ist im Gegensatz zu der gekochten Kuhhaut, die mir nicht so gut schmeckt, sehr lecker.
Der Bahnhof ist ein schönes Kolonialgebäude. Auch unser Zug ist komfortabler, als die Waggons der Deutschen Bahn. Ich bin gespannt, was mich in Bandung und in der Hauptstadt Jakarta erwartet. Es geht steil bergan, die Lokomotive schnauft, als ich bei pfeilschnellen 40 Stundenkilometern einschlafe.
Indonesien - Reis und Batik
Mittwoch, 27. Juni 2007