Ich streife durch das allmählich erwachende Manila. Der sonst belebte Rizal Park wirkt wie ausgestorben. Langsam geht die Sonne auf. Ich bin früh aufgestanden, um das morgendliche Treiben in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, zu beobachten, während Aliza, Sarodin und die Kleinen noch weiter schlafen. Fünf Tage wollen wir hier gemeinsam Urlaub machen.
Straßenverkäufer öffnen gerade ihre Stände und scheppernd fliegen metallene Rollladen hoch. Auf dem Weg zu einer LRT-Station entdecke ich einen versteckten chinesischen Tempel und einen leider verschlossenen Sikh-Tempel.
Die Rush Hour hat begonnen und der Verkehr wird immer zäher und verstopft schließlich sogar die Seitenstraßen der großen Boulevards. Tausende von Menschen gehen zügig an mir vorbei, die meisten in Uniformen oder Geschäftsanzügen. Die Rikschafahrer haben reichlich Kundschaft und treten schwungvoll in die Pedale.
Auf einem großen Boulevard frage ich den Sicherheitsbeamten einer Jollibee-Filiale, welche Jeepneys nach Chinatown fahren. Lächelnd winkt er ohne zu antworten einen der langen chromverzierten, bunt bemalten Jeeps heran. San Juan - Die Richtung stimmt. Ich quetsche mich auf das zerschlissene Sitzpolster neben die anderen Fahrgäste und frage den Mann neben mir, wie viel die Fahrt kostet. 7,5 Pesos – 10 Eurocent! Ich danke ihm auf Tagalog, der philippinischen Sprache. Daraufhin fragt er mich, wie schon viele Filipinos vor ihm, ob einer meiner Eltern Filipino sei. Er sagt, dass er es wegen meiner Haut- und Haarfarbe (zu diesem Zeitpunkt schwarz) vermutet hat und weil ich alleine morgens um 6:30 Uhr in einen Jeepney steige.
Jeepneys sind die weit verbreitetsten Verkehrsmittel und tragen maßgeblich zur Luftverschmutzung Manilas bei. Mit dem Fahrtwind fliegen mir die Russpartikel der Abgase ins Gesicht.
Chinatown hat mich schon gestern gereizt, aber zu dieser frühen Zeit ist noch nichts los. Ein Markt wird aufgebaut. Gerade hat ein Gottesdienst geendet und die Menschen strömen aus der Kirche auf den Vorplatz, wo alte Männer und Frauen kitschige Jesusfiguren, Weihnachtsschmuck und Duftkerzen anbieten. In den engen Seitengassen herrscht jetzt Hochbetrieb. In den Straßenlokalen brutzeln und braten Angestellte fleißig vor sich hin.
Noch nie war ich in einer Stadt, wo Prostitution so präsent ist. Überall sieht man Stundenhotels und weiße, alte Männer Hand-in-Hand mit jungen Filipinas. Während meines Rundgangs wird die Gegend elender und langweiliger. Auf dem Rückweg suche ich für Danials Geburtstag nach möglichst unzerstörbarem Spielzeug, das keine Geduld verlangt.
Mittags fahren wir nach Quaipo, wo sich eine große Moschee befindet und hoffentlich auch ein paar Halal-Restaurants. Die Muslima vor der Moschee tragen Burkhas, Kopftücher, Käppchen und auch Turbane. Nach dem Mittagessen nehmen wir ein Taxi zur SM Mall of Asia, dem größten Einkaufszentrum Asiens! Die Ausmaße sind gewaltig. Auf der Promenade spiele ich mit Danial und Yasmin fangen.
Ich bin glücklich mit den Kindern.
Philippinen
Mittwoch, 5. Dezember 2007